Bessere Supply Chain Resilienz

Die vergangenen Jahre haben es eindrücklich aufgezeigt: Wer gut diversifizierte und damit resiliente Lieferketten sein Eigen nennt, hat einen Wettbewerbsvorteil. Mögliche Risiken können zwar nie komplett eliminiert, deren Einflüsse auf die eigene Geschäftstätigkeit aber durchaus minimiert werden. Entscheidend dabei ist, sich den Risiken bewusst zu sein und entsprechende Gegenmassnahmen zu treffen. Erst dadurch erhalten Sie die nötige Supply Chain Resilienz.
Supply Chain Resilienz

Zugegeben, sich allen möglichen Risiken bewusst zu sein und die richtigen Gegenmassnahmen zu kennen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Nichtstun ist dennoch keine Option. Denn das führt im Eintretensfall schlimmstenfalls zu einer Art Schockstarre oder (Re-)Aktionismus. Zielführend ist keines davon. Vielmehr sollte mit einer regelmässig durchgeführten, objektiven Analyse der eigenen Lieferketten begonnen werden. Denn erst dank dieser können Sie die richtigen Massnahmen treffen und erhalten so mehr Resilienz in Ihrer Supply Chain.

Analysieren Sie Ihr Supply Chain Management

Anhand Ihrer Risiko-Analyse werden Sie rasch feststellen, dass gewisse Risiken nicht alleine dadurch reduziert werden können, indem Sie übliche kurzfristige Massnahmen definieren, z.B. die Erhöhung der Lagerbestände oder das Kontraktieren von Mengen. Denn diese führen oft nur zu einer subjektiven Sicherheit und lässt Sie unter Umständen nachlässig werden. Stattdessen sollten Sie Klumpenrisiken bei Ihren Tier-n Lieferanten erkennen und proaktiv angehen. 

Denn Kontrakte, Service Level Agreements (SLA), Konventionalstrafen und dergleichen nützen Ihnen nichts, wenn Ihr Tier-1 Lieferant nicht liefern kann weil sein Lieferant (Tier-2) handlungsunfähig geworden ist. So wie kürzlich Porsche schmerzlich erfahren musste. Aufgrund der Überschwemmungen im Wallis im Juni 2024, fehlte das Aluminium für Karrosseriebauteile. Die Folgen waren Produktionsstillstände und die Reduktion der Umsatzprognose um 2-3 Milliarden Euro.

Diversifizieren Sie Ihre Lieferketten

Entscheidend für eine erfolgreiche Diversifikation Ihrer Lieferketten ist, dass Sie eine rein risikobasierte Diversifizierung in die Wege leiten. Natürlich sind wirtschaftliche Aspekte wichtig, jedoch nicht prioritär. Denn die grössten (kurzfristigen) Vorteile ergeben sich erfahrungsgemäss im Single Sourcing. Dafür steigen aber eben auch die Risiken an. Daher gilt dasselbe wie an den Finanzmärkten: Kontinuität durch Diversifikation statt Volatilität durch eine All-In Strategie. 

DHL hat in ihrem aktuellen Supply Chain Diversification Report vier Dimensionen identifiziert, die es dabei zu beachten gilt.

Supply Chain Diversifikation
Quelle: DHL
  1. Multi-Shoring: Verteilung von Produktions- und Zulieferstandorten auf verschiedene Regionen und Länder (geographische Diversifikation). Dabei ist unbedingt zu beachten, dass der jeweilige Tier-2 bzw. Tier-3 Lieferant nicht derselbe ist. Ansonsten besteht die Gefahr, mehr zu bezahlen, die Risiken dafür aber nicht ausreichen minimiert zu haben.
  2. Multi-Sourcing: Verteilung der benötigten Mengen auf verschiedene Produktionswerke und Zulieferer (quantitative Diversifikation). Durch echte Redundanzen reduzieren Sie das Risiko, eine allfällige Lieferunfähigkeit in Ihrem Netzwerk ungewollt 1 zu 1 zu übernehmen.
  3. Modes of Transportation: Besonders im internationalen Verkehr von Bedeutung, kann aber auch die letzte Meile betreffen. Da in der Regel nicht alle Verkehrswege gleichermassen von Störungen betroffen sind, können Sie Ihre Risiken  durch multi-modalen Transport reduzieren. 
  4. Logistics Operations: Mittels Dezentralisierung von Lagerkapazitäten und Verteilzentren können die Einflüsse möglicher Störfälle auf das gesamte Logistik-Netzwerk reduziert werden. Unter Umständen können Sie dadurch Ihren Kunden sogar eine bessere Dienstleistung erbringen. Allerdings erhöhen sich dadurch oft auch die Lagerbestände.

Fazit

Die jüngsten Erfahrungen zeigen, dass Unternehmen mit strategisch diversifizierten Lieferketten besser positioniert sind und Disruptionen deutlich besser als die Konkurrenz  bewältigen. Erfolgreiches Supply Chain Management erfordert eine kontinuierliche Bewertung und regelmässige Anpassung der Lieferketten, um die Risikoprofile zu verbessern und dadurch die eigene Resilienz zu steigern. Dabei gibt es keinen einheitlichen Ansatz zur Diversifizierung der Lieferketten. Die Situation eines jeden Unternehmens ist einzigartig und individuelle Faktoren müssen berücksichtigt werden, wie zum Beispiel die Marktdynamik und die strategischen Geschäftsziele, aber auch die Fähigkeit und Bereitschaft Risiken proaktiv reduzieren zu wollen.

Am besten erreichen Sie dies, indem Sie Ihre Lieferketten konsequent auf Nachhaltigkeit ausrichten. Korrekt umgesetzt, diversifizieren Sie dabei auch gleich. Wie das geht, erfahren Sie im Beitrag: So gestalten Unternehmen eine nachhaltige Lieferkette.