Hohe Lagerbestände führen zu Mehrkosten und schlechterer Performance

Die Reduktion der Bestände ist eine der am schnellsten umzusetzenden Massnahmen wenn Sie Ihre Supply Chain Prozesse auf einfache Weise optimieren wollen. Daher ist es naheliegend, das sie sehr oft gewählt wird. Zurecht? Nicht immer.

Tiefere Lagerbestände führen zweifelsohne zu vielen Vorteilen. Sie senken die Durchlaufzeit und machen Probleme sichtbar. Auf diese Weise schafft sich die Organisation einen internen Zwang, Probleme aktiv anzugehen und den kontinuierlichen Verbesserungsprozess am Leben zu erhalten. In den vergangenen Jahren wurden Lagerbestände daher massiv reduziert. Immer mit der Absicht, Supply Chain Prozesse und die Unternehmens-Performance zu optimieren. Mit Erfolg? Nein. Gemäss einer Untersuchung von 5’735 Geschäftsjahren mitteleuropäischer Industrie-Unternehmen, erwirtschafteten Unternehmen mit tiefen Lagerbeständen signifikant schlechtere finanzielle Ergebnisse als diejenigen mit mittlerem und hohem Lagerbestand. Die beste Performance erzielten Unternehmen mit mittleren und hohen Lagerbeständen.

Quelle: Heim E., Miszak F., Lustenberger M. (2017)

Erkenntnisse, die bei vielen Verantwortlichen entlang der Supply Chain auf offene Ohren stossen dürften. Denn höhere Beschaffungskosten, Produktionsausfälle oder fehlende Lieferverfügbarkeit tragen oft dazu bei, die eigenen KPI’s nicht zu erreichen. Verbessern sich dank höherer Bestände die Kennzahlen, profitiert letzten Endes auch das Unternehmen mit einer bessere Performance.


Lagerbestände also erhöhen?

Nicht ohne Berücksichtigung der jeweiligen Situation. Erst recht nicht pauschal. Die Volatilität der Lieferketten hat seit Ausbruch der Pandemie deutlich zugenommen. Ob sich die starken Schwankungen wieder auf einem Niveau vor 2020 einpendeln werden? Ich wage es zu bezweifeln. Dazu spielen zu viele Faktoren eine Rolle, deren Entwicklung zwar abschätzbar aber nicht vorhersehbar ist. Die Wechselwirkungen dieser Faktoren sind sehr komplex und vielfältig. Eine Einschätzung über zukünftige Entwicklungen ist daher schlicht unmöglich.

Um die Lieferfähigkeit (und damit auch die finanzielle Performance) aufrecht zu erhalten, erhöhen viele Unternehmungen ihre Bestände. Ein scheinbar probates Mittel wenn Input und Output nicht synchronisiert werden können. Jedoch erhöhen sich dadurch auch die Gefahren eines Bullwhip-Effekts.

Die Folgen? Massive Mehrkosten in der Beschaffung. Diese sind oftmals viel höher als sie auf den ersten Blick vermuten lassen. Denn nur bei einer Vollkostenrechnung, der sogenannten TCO-Berechnung (Total Cost of Ownership), werden die tatsächlichen Beschaffungskosten transparent und vollumfänglich aufgezeigt.

 

Fazit

Hohe Lagerbestände führen nicht per se zu schlechterer Performance. Viel entscheidender sind eine strukturierte Analyse und die daraus abgeleiteten Massnahmen. Dabei spielt die Beschaffung eine zentrale Rolle. Denn diese leistet nicht bloss einfach ihren Beitrag zur Wertschöpfung. Sie ist die eigentliche Steuerzentrale Ihrer Supply Chain und damit die Ursache davon, weshalb sie möglicherweise Versorgungsengpässe und Lieferschwierigkeiten haben. Die Beschaffungsstrategie und deren konsequente Umsetzung ist der Schlüssel zur agilen Supply Chain und der Stärkung Ihrer Wettbewerbsfähigkeit.

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